Auf eine Brotzeit und 5 Fragen über Relevanz & Innovation mit … Isabelle Rogat von Thjnk
Was ist heute noch wirklich innovativ? Und wie gelingt es, zwischen all den Trends und Hypes heute noch relevant zu bleiben? Die Antworten auf diese Fragen (und viele mehr) gibt es einmal im Monat in unserem Brotzeit-Interview, dem Business-Fragebogen von Kitchen Stories.
Dieses Mal antwortet Isabelle Rogat von Thjnk.
Als Head of Innovation & DEI ist sie standortübergreifend verantwortlich, für das agenturweite Enabling im Umgang mit Popkultur, Trends & Gen Z.
Ihre Lieblings-Brotzeit ist übrigens die vegane.
Höher, schneller, weiter. Innovativer. Rennen wir in der Marketingwelt nur noch hinterher? Wann ist heute noch etwas wirklich innovativ?
Ich glaube, innovativ kann vieles sein. Die Frage ist, was wir damit erreichen wollen. Innovation kann heißen, einen 50.000 € teuren Roboter in einem Flagshipstore in Berlin-Mitte die veganen Burger bringen zu lassen. Innovation kann aber auch heißen, einen Weg zu finden, wie man Veganismus erstmal der breiten Masse verständlich & zugänglich macht. Mal als Beispiel.
Für mich ist innovativ, was neu ist. Das klingt jetzt so offensichtlich, aber viele innovative Lösungen oder Marketingnarrative sind nicht neu. Sie sind wie ein gesampelter Song aus den 80ern oder Low Rise Schlaghosen – sie kommen einfach in neuem Gewand wieder. Und das ist auch total ok. Aber wenn es jemand wirklich schafft, die Welt, ihre Probleme und auch ihre sozialen Spannungen neu zu denken – das ist dann für mich innovativ.
Innovation geht für mich in 2023 nicht mehr ohne Awareness. Das heißt nicht, dass jede*r Innovationsmanager*in Expert für intersektionellen Feminismus sein muss – aber zumindest das Konzept grob greifen können sollte. Alles, was wir tun, hat soziale Nachwirkungen. Wenn wir wirklich innovativ sein wollen, sollten wir diese antizipieren können.
Marketers beschäftigen sich fast täglich damit, wie ihre Marke bei der heutigen Geschwindigkeit mithalten und relevant bleiben kann. Gibt es abseits vom Adaptieren von Trends überhaupt Möglichkeiten, auf dem Radar der Konsument*innen zu bleiben?
Zuhören. Zuschauen. Fragen. Mit unseren Konsument*innen ist es am Ende wie mit jeder anderen Beziehung auch: Niemand kann Gedankenlesen, müssen wir auch nicht. Wir müssen nur ein wenig genauer hinschauen, als auf die Headlines anderer Marken und uns fragen: Was bewegt unsere Client-Base gerade? Worüber sprechen sie auf Social Media? Welche Persönlichkeiten gewinnen an Relevanz. Und vor allem: Warum? Worüber werden sarkastische Memes gemacht, welche Themen werden in beliebten Serien adressiert?
Wann lohnt es sich, auf Trends und Hypes aufzuspringen? Und ist es nicht eigentlich schon fast zu spät, wenn man sich diese Frage stellt?
Ich glaube, es ist eher andersherum: Wie schaffen wir es, dass wir uns die Frage so früh stellen, dass es sich lohnt? Nämlich zu antizipieren oder prozessual so aufgestellt zu sein, dass man tatsächlich an der Popkultur teilnehmen kann, anstatt sie nur nachzuahmen.
Du bist nicht nur Head of Innovation bei der Werbeagentur Thjnk, sondern auch W&V-Kolumnistin, Podcast Host, Mitglied im GWA U30 Board und hast deinen eigenen weekly Newsletter. Dir gelingt es über Netzwerke und Kanäle hinweg, die Menschen immer wieder mitzureißen und zu begeistern. Was ist deine Geheimzutat - und dein Motivator?
Achtung, kurz Tränendrüse: Ich will einfach etwas bewegen. Ob das heißt, diese Branche für eine neue Generation bereitzumachen, in meinem Podcast mit meiner Co-Host Uta gegen Ageism zu kämpfen oder in meiner Kolumne für die Verantwortung der Werbung zu sensibilisieren. Ich glaube einfach, dass jeder Mensch etwas Neues, Relevantes zum eigenen Umfeld beitragen kann. Und bei mir hat das am Ende alles mit Empathie und gegenseitigem Verständnis zu tun. Für Generationen, für marginalisierte Gruppen – oder auch einfach für das, was der 24h Newscycle so mit uns allen wirklich macht.
Wo gibt es das beste Essen der Welt?
I gotta be honest: Ich bin sehr pflegeleicht. Bisschen, wie ein Kaktus. Solange es vegan ist, bin ich am Start. Ich muss aber schon zugeben: Richtig gutes Ramen wie bei Momo hier in Hamburg oder Dumplings im Tianfuzius in Berlin – das ist schon ein wenig der Weg in mein Herz. Und vegane Mochis. Vegane Mochis all the way.