Auf eine Brotzeit und 5 Fragen mit … Per Meurling von Berlin Food Stories
Was bedeutet Kulinarik für dich? Und was sind die Food Trends im kommenden Jahr? Die Antworten auf diese Fragen (und viele mehr) gibt es einmal im Monat in der Stories+ Brotzeit, dem Business-Fragebogen von Kitchen Stories.
Dieses Mal antwortet Per Meurling von Berlin Food Stories.
Auf seinem unabhängigen Blog veröffentlicht Per Meurling die besten Food-Spots Berlins, seine treue Followerschaft auf Instagram ist mittlerweile auf über 118.000 Personen gewachsen.
Per isst eigentlich nur sehr ungerne “kalt”, hat sich aber ausnahmsweise für uns für Smørrebrød entschieden.
Du bist einer der erfolgreichsten Food Blogger Deutschlands und es gibt vermutlich nichts, was du nicht schon probiert hast. Was bedeutet für dich “Kulinarik”?
Bei Kulinarik geht es um Kochkunst. Das Schöne an meinem Job ist es, dass ich Kochkünste auf jeglichem Niveau sehen darf. Hohe Kochkunst ist nicht gleich Fine Dining. Perfekt gerollte, türkische Manti a la “Hausfrauen-Art” fallen hier ebenso darunter wie Tim Raues Wasabi-Kaisergranat. Hier gibt es einfach eine große Spannweite. Wenn man ganz genau hinschaut, kann jeder tagtäglich dieser Form von Kulinarik begegnen.
Auf deinem Instagram-Profil beschreibst du dich als die vermutlich “hungrigste Person Berlins”. Dabei geht es doch um viel mehr als nur um’s Hunger stillen oder?
Natürlich geht es um mehr als “Hunger stillen”. Es geht um eine wahnsinnige Neugier, was Food und Kulinarik angeht. Ich beschäftige mich seit Kindesalter auf eine sehr intensive Art mit dem Thema Essen. Vor allem in Restaurants zu essen und Restaurant-Kultur zu erleben, war für mich von Anfang an etwas unfassbar Faszinierendes. Als Kind habe ich meine Eltern in tausende Pizzerien geschleppt, weil ich schon damals so begeistert war von dem Gericht “Pizza”. Und das hat sich im Erwachsenenalter natürlich nicht geändert, im Gegenteil: Es ist viel mehr eskaliert. Es geht hier vor allem um Wissen und die Faszination für die Vielseitigkeit des Thema Essens.
Nicht nur deine Follower*innen, sondern auch die Berliner Food Szene hängt dir an den Lippen. Was steckt hinter “Berlin Food Stories”, was ist dein Geheimnis? Warum wirst du überall mit offenen Armen empfangen?
Ich glaube es ist nicht wirklich ein Geheimnis. Es geht vielmehr darum, dass ich das, was ich mache, schon sehr lange mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch verfolge. Heutzutage gibt es sehr viele Food Blogger, vor allem auf Instagram. Als ich 2012 angefangen habe, über Food zu bloggen, war ich mehr oder weniger der Einzige. Viele Menschen springen auf diese Art Business auf, mit der Zielsetzung “ich kann kostenlos essen” oder “ich werde überall eingeladen”. Aber das war nie mein Ziel; auch heute lasse ich mich nur sehr selten einladen … von Freunden ja, aber wenn ich etwas Neues entdecke, dann arbeite ich nach einem festen Prinzip: In neue Restaurants gehe ich am liebsten unangemeldet, ich bleibe anonym und zahle selbst. Mir ist das sehr wichtig, das ist mein Qualitätsanspruch - und den haben nur wenige.
Meine Authentizität ist meine Marke geworden und das sieht und spürt man auch in meinen Inhalten. Das ist der Grund für das starke Following. Ich lasse mich nicht von PR Companies einladen, ich bin nie auf Openings oder Blogger Events. Ich mache meinen eigenen Content, während alle anderen über dieselben Dinge schreiben. Ich gehe meinen eigenen Weg, mit meinem einzigartigen Content, meinem einzigartigen Kanal. Ich fühle mich privilegiert, das so machen zu können.
Wir alle wissen, wie schwer es die Gastronomie in den vergangenen Monaten hatte. Aber es lässt sich auch beobachten, wie viele neue Gastros mit spannenden Ideen aus dem Boden sprießen. Was sind die deiner Meinung nach die Food-Trends im kommenden Jahr?
Berlin als Gastro-Hauptstadt Europas: Das stimmt, es passiert hier sehr viel. Ich sage immer, dass Berlin die wohl am schnellsten wachsende Gastrostadt Europas ist. Daran halte ich fest, auch jetzt nach den Lockdowns. Berlin hat sich in dieser Zeit stark geschlagen, in Deutschland wurden Gastronomen vom Staat gut supported. Das wird man auch im kommenden Jahr sehen; da hatten es andere Länder einfach viel schwerer.
Steigendes Kapital trifft auf konsum-begeisterte Konsument*innen: In Berlin wird sich einiges tun. Man darf nicht vergessen, wie wenig Geld es in der Berliner Gastro Szene in den letzten Jahren gab - es gab ja kaum Restaurants, die mit Risikokapital gestartet wurden. Das wird sich jetzt auf jeden Fall ändern, es wird sehr viel mehr Geld in diese Szene fließen. Auch weil die durchschnittlichen Ausgaben der Konsument*innen steigen, die Leute haben mehr Geld. Das Essen wird dadurch auch teurer werden. Es wird viel mehr smarte Food Konzepte geben. Es wird mehr Business geben.
Moderne Küche, Nachhaltigkeit, Convenience: Was könnten weitere Trends sein? Auf jeden Fall Bereiche, die bisher noch unetabliert waren. Das lässt sich jetzt schon erkennen, z.B. bei modernen indischen oder mexikanischen Konzepten. Da passiert gerade so viel, einfach weil es so viel Nachholbedarf gibt. Ein weiteres großes Thema ist Nachhaltigkeit. Oder auch Convenience-Rezepte, heißt mehr “Live-Sachen auf die Hand”, wie z.B. Salat-Sandwiches.
Pizza als Lockdown-Gewinner: Andere Themen, die gerade explodieren, wie z.B. Pizza, das ist natürlich auch der ganzen Pandemie geschuldet. Pizza ist ein leichtes Konzept, das funktioniert immer: Alle lieben Pizza, das geht im Lockdown, das geht als Lieferservice. Davon wird es stetig mehr geben. Krisenfest ist vielleicht das Stichwort. Die Leute werden smarter planen. Wir können festhalten: Die Szene wird in den nächsten Jahren auf jeden Fall explodieren.
Auf welche Zutat könntest du stets verzichten?
Wie bereits erwähnt, esse ich ja eigentlich alles. Aber es gibt zwei Dinge, auf die ich nicht nur verzichten kann, sondern die ich wirklich überhaupt nicht mag ...
Erstens: Bananen. Ich esse keine Bananen, in keiner Form. Zweitens: Salat-Gurken. Ein echter Tick von mir und ja, damit meine ich wirklich diese EU-genormten, langen, grünen Gurken. Gurken in anderer Form - okay. Aber diese schmecken einfach nach nichts.